Employability als ein Ziel des Universitätsstudiums: Grundlagen, Methoden, Wirkungsanalysen
Buch-Rezension von Dr. Carlo Klauth, ProfessionalCenter der Universität zu Köln
Das Buch Employability als ein Ziel des Universitätsstudiums der Münsteraner Career Service KollegInnen versteht sich als eine praktische Orientierungshilfe für verschiedene Akteure inner- und außerhalb der Hochschulen, die sich mit dem Thema Beschäftigungsfähigkeit auseinandersetzen.
Das Buch gliedert sich in drei Teile (Grundlagen und Modelle, Methoden und Umsetzung, Qualitätssicherung und Wirkungsanalyse) und diese wiederum in 15 Kapitel. Der erste Teil widmet sich zunächst der Begriffsgeschichte und der zeitgenössischen Debatte mit ihren unterschiedlichen, teilweise kontroversen Positionen zur Employability. Anschließend werden die Potenziale dieser seit dem Bolognaprozess gesetzten Aufgabe der Hochschulen in den Blick genommen und am Beispiel der individuellen Profilbildung und der Transferkompetenz verdeutlicht. Hierbei wird anschaulich gemacht, dass die Impulse der ArbeitgeberInnen und die Kooperationen mit diesen strukturiert und reflektiert werden sollten. Am Ende dieses Kapitels wird der Nutzen einer universitären Employability-Strategie argumentiert, um eine solche im Anschluss beispielhaft durchzudeklinieren.
Im mittleren Teil des Buches werden verschiedene Anwendungsfelder und deren Praxis vorgestellt. So werden Faktoren für gewinnbringende Praktika und Praxisprojekte aufgezeigt, Chancen und Risiken von Arbeitgeberkontakten und -kooperationen sowie Alumniberichten reflektiert und Employabilty im Rahmen digitaler Lehre beleuchtet. Bei allen sechs Feldern stellen die AutorInnen Methoden und Beispiele vor, die sie an der Universität Münster erforscht und erprobt haben.
Der letzte Teil befasst sich mit dem Effekt und der Qualitätssicherung von Employability. Hier wird zuerst auf die mögliche Rolle bei Akkreditierungsprozessen eingegangen und dabei auf die Expertise der Career Services hingewiesen. Dieses Kapitel fußt auf den Erkenntnissen der CSND-Handreichung Beruflichkeit für den Akkreditierungsrat (2018), an der auch zwei Autoren dieses Buches mitgewirkt haben. Abschließend wird der Frage nachgegangen wie erfolgreiche Beschäftigungsfähigkeit mittels Befragungen und Evaluationen gemessen werden kann.
Employability als ein zentraler Pfeiler der Bologna-Reformen hat von Anfang an Meinungen und Kontroversen hervorgerufen. So gab es seit Anfang der 2000er Jahre einige Positionspapiere und Untersuchungen, die unterschiedliche Aspekte und Aktionsfelder von Employability beleuchteten. In den ersten Kapiteln des Buches wird dieser Diskurs geordnet und in Bezug zur Career Service Arbeit gesetzt. Eine größere Untersuchung stammt von Schubarth und Speck (2014), die in ihrem Fachgutachten für die Hochschulrektorenkonferenz Employabilty und Praxisbezüge an deutschen Hochschulen systematisch darstellten, eine Fülle von Best-Practice-Beispielen vorstellten und Empfehlungen gaben. Von 2012 an widmet sich ein vom BMBF gefördertes Projekt an der Universität Münster ebenfalls der Frage, was Employability im Hochschulstudium ausmacht und wie diese in universitäre Studiengänge verankert werden kann. Neben anderen Erfahrungen aus der eigenen Career Service Arbeit bietet dieses nun in einer zweiten Förderperiode laufende Projekt den Hintergrund für die Expertise der Münsteraner KollegInnen und hat dieselbe Zielsetzung wie das Buch: Die AutorInnen wollen den Begriff Employability schärfen und zugleich die Diskussion entschärfen, und sie wollen Modelle entwickeln und Strategien vorschlagen. Dabei soll das Buch als eine Art Nachschlagewerk dienen und v.a. für die universitäre Career Service Arbeit Strategien und Handlungswege aufzeigen. Dem Charakter eines Handbuchs entsprechen auch die vielen Verdeutlichungen durch Praxisbeispiele, Grafiken und Tabellen. Für Übersichtlichkeit sorgen dabei auch die Anmerkungen in der Marginalspalte samt Literaturtipps sowie das Glossar. Für die Fachwelt, die sich akademisch aber vor allem praktisch den Themen Beschäftigungsfähigkeit und auch Kompetenzerwerb und Transfer widmen, bietet dieses Buch somit viele Erkenntnisse, Argumente und Inspirationen für die eigene praktische Arbeit.
In unserem Arbeitsalltag entsteht zuweilen der Eindruck, dass Employability als Aufgabe aber auch die Rolle der Career Services immer wieder legitimiert werden müssten. Der große Verdienst dieses Buches ist es, dieser Tendenz mit Argumenten und Strategien sowie mit praktischen Methoden und Beispielen entgegenzuwirken. Insbesondere der erste Teil des Buches bietet dienliche Orientierung in der Debatte um Employabilty und für die Selbstbehauptung einer erfolgreichen Career Service Arbeit. Da sich die Erkenntnisse dieses Buch aus der Lebenswelt und dem Erfahrungsschatz einer großen Universität speisen, sind diese – was die AutorInnen eingangs auch direkt ansprechen – nur bedingt auf Fachhochschulen übertragbar. Auch für kleine und spezialisierte Universitäten sind einige der vorgeschlagenen Strukturen und Methoden schwerlich praktisch und politisch umzusetzen. Der Vorteil des Buches liegt aber gerade darin, dass es eine Vielzahl von Anwendungsfeldern und Ideen aufzeigt, die sich in andere Kontexte übersetzen lassen. Darüber hinaus sorgt der Gedanke des Expertentums, der im zweiten und v.a. im dritten Teil des Buches deutlich wird, dafür, dass die Position der Career Services innerhalb der Hochschule gestärkt werden kann. Employabilty zu vermitteln ist eine gesetzte Anforderung an die Hochschulen und es ist sinnvoll und richtig, dass die Career Services aufgrund ihrer Erfahrung prädestiniert sind, diese Aufgabe zu übernehmen. Denn wenn diese durch ihren Transfer-Charakter die Lehre und die Forschung bereichern, erscheinen sie aus Sicht von Fakultäten, Verwaltung und Rektoraten oder Präsidien als nützlich und notwendig.
Das Buch Employability als ein Ziel des Universitätsstudiums bietet sehr gute Analysen und Strategien, anschauliche Erfahrungsberichte und Praxisbeispiele, die auf einer 20jährigen Career Service Erfahrung fußen. Unterschiedlich konstituierte Career Services an verschiedenen Hochschultypen können hieraus wertvolle Impulse für die eigene Arbeit aber auch für die eigene Positionierung herleiten.
Andreas Eimer, Jan Knauer, Isabelle Kremer, Tobias Nowak, Andrea Schröder:
Employability als ein Ziel des Universitätsstudiums: Grundlagen, Methoden, Wirkungsanalyse
2019, 208 Seiten
ISBN: 978-3-7639-6066-8