csp – die Fachzeitschrift des csnd
Die Fachzeitschrift des Verbands wurde initiiert von Dr. Susanne Jörns (Göttingen) und Dr. Dieter Grühn (Berlin) und erscheint seit 2003 jährlich, jeweils gegen Ende des Kalenderjahres. Die Career Service Papers, kurz csp, bieten Informationen und fundiertes Hintergrundwissen aus allen für die Career-Service-Arbeit wichtigen Bereichen. Forschenden und Praktizierenden bietet die Zeitschrift ein lebendiges Diskussionsforum.
Für Mitglieder ist der Bezug der Printausgabe im Jahresmitgliedsbeitrag enthalten. Die Zeitschrift wird nach Erscheinen an die Einrichtung bzw. das Mitglied versandt. Nicht-Mitglieder können einzelne Exemplare als Onlineversion unten kostenlos herunterladen oder die Printversion zum Heftpreis von 5,00 Euro in der Geschäftsstelle des csnd bestellten.
Aktuelle Ausgabe
csp 20/2023
Themen dieser Ausgabe
Freiberufliche Musiker im Spannungsfeld zwischen künstlerischem Ideal und Marktanforderungen, die Wirkung von kunstbasiertem Lernen und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Personalauswahl.
Grußwort
Liebe Leser*innen,
hatten Sie Ende Dezember auch das Bedürfnis, möglichst Vieles noch ordentlich zu Ende zu bringen, um dann frisch ins kommende Jahr zu starten? Zum Jahreswechsel, wie wir ihn just erlebten, meinen wir das Vergehen der Zeit stets in besonderer Deutlichkeit zu spüren; zelebrieren es sogar, indem wir es mit guten Hoffnungen und Vorsätzen beginnen und Vergangenes hinter uns zu lassen hoffen. Ganz so als wäre der Übergang vom 31.12. auf den 1.1. etwas Anderes als der, vom 1.1. auf den 2.1. Doch ist Zeit nicht vielmehr ein kontinuierlicher Prozess, ein Fließen von Ereignissen ohne Klimax? Warum also nehmen wir manche Daten wie den Jahreswechsel so anders wahr als andere? Und was ist, wenn steter Wandel, stete Veränderung das eigentliche Wesen von Zeit sind, eigentlich eine Zeitenwende?
Wie ist dieser Begriff, den der Bundeskanzler zu Beginn des vergangenen Jahres angesichts des Einmarschs Russlands in die Ukraine prägte, zu fassen? Handelt es sich dabei um eine Umkehr der Zeit, eine Unterbrechung? In der Geschichte tauchen immer wieder Theorien eines Wiederkehrens historischer Muster auf. Pandemien, Kriege, Umweltkatastrophen – alles schon mal da gewesen. Aber was ist dann eigentlich das Neue, die Wende? Fakt ist: Nach einem guten halben Jahrhundert, in dem wir zumindest in Westeuropa einigermaßen unbelastet unseren Alltag leben konnten, rücken die Krisen nun wieder näher an uns heran.
Die Wochenzeitung „Die Zeit“ spricht in ihrem Jahresrückblick 2022 von der Krise als „neuem ständigem Begleiter“ und meint, so müsse sich Epochenwandel anfühlen. Demnach scheint es also weniger um grundsätzlich neue Phänomene, als vielmehr um unsere persönliche Wahrnehmung und Betroffenheit zu gehen. Psychologisch gesehen schien der Begriff der Zeitenwende unsere Verunsicherung hinsichtlich dieser erneuten Krise tatsächlich gut in Worte zu fassen. Sollten wir uns also an dieses anhaltende Unsicherheitsgefühl gewöhnen? „Wir können Krise“ postuliert der Titel des erwähnten Textes recht zuversichtlich. Den Optimismus der Autorin scheinen derweil nicht alle zu teilen.
Laut Standard-Eurobarometer der Europäischen Kommission stieg der Anteil der Deutschen, die in den nächsten 12 Monaten eine Verschlechterung ihres Lebens im Allgemeinen erwarten von 9 % im Sommer 2020 auf 32 % im Sommer 2022. Und in einer im Mai/Juni 2022 unter anderem an der Uni Heidelberg durchgeführten internationalen Studie zur psychischen Gesundheit der Studierenden („Well-Being and Mental Health of Students during the Covid-19 Pandemic“) zeigte ein Großteil der dort Befragten zum Befragungszeitpunkt depressive Symptome.
Keine beglückenden Zeiten für junge Menschen, die trotz dieses Gemütszustands ihren Platz in der Gesellschaft finden sollen. Denn auch der Arbeitsmarkt, insbesondere der akademische, bleibt von all dem ja nicht unberührt. Ob nun eine angehende Geoökologin über die Verteilung knapper Wasserressourcen entscheiden, ein Lehrer immer diversere Integrationsklassen betreuen oder eine Kulturmanagerin als Folge einer Pandemie geplante Konzertreisen absagen muss – künftig ist kaum mehr ein Berufsfeld vorstellbar, bei dem Flexibilität und kreative Problemlösungskompetenz nicht gefragt sein werden. Wie also können wir unsere Studierenden darauf vorbereiten, sich all dem engagiert zu stellen?
Quiet Quitting, also der aktuelle Trend, auf der Arbeit nur so viel Leistung wie gerade nötig zu erbringen, erscheint da nicht als die proaktivste Einstellung. Andererseits könnte man diese Strategie auch als Zeichen besonderer Selbstfürsorge und damit Stärkung der persönlichen Resilienz deuten, die ja als essentielle Ressource im Umgang mit Unsicherheiten gilt. Abstand gewinnen, einen Schritt zurücktreten. Einen leidenschaftlicheren Ansatz bietet Berit Sandberg, die in ihrem Artikel dafür plädiert, mit Hilfe der Kunst – genauer der Technik des art-basedthinking – die vielbeschworenen Future Skills einzuüben und so zu neuen Sichtweisen zu gelangen. Weg von Ratio hin zu emotionalem Verstehen durch künstlerische Praktiken. Auch Silke Schwarz und Anna Becker zielen mit ihrem Text auf die Selbstbehauptung der Kunst gegenüber den Mechanismen des sie umgebenden Marktes und fordern, dass sich angehende Künstler*innen mit ebendiesen befassen, um sich künftig besser darin zu positionieren. Kunst als Medium der aktiven Krisenvorbeugung und -bewältigung. Geschehenes verarbeiten, überwinden und Neues schaffen.
Wie wir hierfür künftig die kreativsten und experimentierbereitesten Mitarbeiter*innen finden, ist indes Sache der Personalentscheider*innen. Ob diese gut beraten wären, KI für ihre Personalauswahl zu nutzen, verrät uns das spannende Interview mit Prof. Uwe Kanning am Ende dieser Ausgabe.
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und kreative Schaffenskraft für Ihre persönlichen Herausforderungen. Also spielen, werkeln, tanzen Sie los und überraschen Sie uns mit spannenden Ergebnissen für das kommende Heft!
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihre Redaktion
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Impressum (Seite 4)
Grußwort (Seite 7)
Dr. Silke Schwarz, Anna Becker
Das professionelle Mindset
Freiberufliche Musiker im Spannungsfeld zwischen künstlerischem Ideal und Marktanforderungen (Seite 9)
Prof. Dr. Berit Sandberg
Mit Kunst zu Future Skills: Wie kunstbasiertes Lehren und Lernen wirkt (Seite 17)
Prof. Dr. Uwe P. Kanning, Marcellus Menke
Bewerberinnen und Bewerbern ein gesundes Selbstbewusstsein mitgeben
Was der Einsatz von Methoden der maschinellen Wissensverarbeitung und Künstlicher Intelligenz für die Personalauswahl bedeutet (Seite 31)
Autorenhinweise (Seite 46)
Kontaktadressen der Redaktion und des csnd e. V. (Seite 48)
Ausgabe als PDF
Veröffentlichung - Link
auch auf OPUS Siegen, dem Server der Universität Siegen für Open-Access-Publikationen veröffentlicht