csp-Archiv
In unserem Archiv stehen Ihnen alle Ausgaben der csp als PDF-Datei zum Download zur Verfügung. Bei den neuesten Versionen sind zudem das Inhaltsverzeichnis und das Grußwort online einsehbar.
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Grußwort
Liebe Leser*innen,
wann ist ein Editorial ein gutes Editorial? Das ist eine Frage, die wir uns in der Redaktion gestellt haben. Warum wird es gelesen und was ist die Erwartung derjenigen, die es lesen – bis zu diesem Satz zum Beispiel – und die noch nicht abgebrochen haben und zu der Seite mit dem ersten oder zweiten Artikel gesprungen sind; was ja vielleicht sogar der beste Effekt sein könnte, den ein Editorial haben kann. Wir möchten Sie neugierig machen, anregen zum Lesen, natürlich, aber vor allem auch zu Fragen und Diskussionen bewegen. Jedem Artikel in diesem Heft ist ein intensiver Austausch und Auswahlprozess vorausgegangen. Unser Wunsch ist es, dass die Lektüre diesen Austausch fortsetzt: in Ihrem Arbeitsbereich, in Ihrer Hochschule, natürlich im Dachverband und vielleicht auch im Rahmen eines Beitrags für ein csp-Forum, einer Idee für eine Coffee Corner oder einem Themenvorschlag für die kommende csp-Ausgabe. Die Autor*innen freuen sich über Ihre Rückmeldungen, Ihre Anregungen, Erfahrungen und Impulse. Und wir als Redaktion natürlich auch.
In unserer Arbeit im Career Service sind wir an der Schnittstelle des Wandels, ganz konkret genau an der Stelle, an der Menschen in ihrem Lebensweg den nächsten, den neuen, den anderen, den verändernden Schritt tun und den Übergang von der Lebensphase Studium in die Lebensphase Beruf gestalten. Und weil das immer anders und immer individuell ist,
ist auch die Arbeit im Career Service immer neu und bringt immer wieder den neuen, den überraschten, aber auch den überraschenden Blick. Das gilt für diejenigen, für die die Tätigkeit beim Career Service neu ist, genauso wie für erfahrene Kolleg*innen, die sich schon seit vielen Jahren mit diesen vielfältigen Themen beschäftigen.
Impulse für unsere Arbeit holen wir uns auf Fortbildungen, auf Tagungen – zuletzt wieder auf der wunderbaren Jahrestagung in Münster – aber auch im kollegialen Austausch, dieser wichtigen Quelle für die Energie, das Wissen und die Ressourcen, die die tägliche Arbeit erst möglich machen. Es geht um die Zukunft, um zukünftige Entscheidungen und darum, zu antizipieren, was einen erwartet in der Zeit, die da kommt und für die man sich auf seinem Weg entscheiden muss. Die dafür hilfreichen Kompetenzen und Fähigkeiten bei sich zu entdecken, zu erwerben und nutz- und anwendbar zu machen ist nicht einfach. Diesen Prozess anzustoßen, zu ermöglichen und zu unterstützen, dafür Konzepte und Strategien zu entwickeln und umzusetzen ist eine immer wieder neu herausfordernde Aufgabe. Dies auf einer wissenschaftlich basierten Grundlage zu tun, ist einer der wichtigen Ansprüche der Career-Service-Arbeit an Hochschulen. Damit unterscheiden sich unsere Angebote von vielen anderen Angeboten ganz unterschiedlicher Interessengruppen, Institutionen und Akteur*innen, die um Studierende als Kund*innen oder zukünftige Arbeitskräfte werben.
Die Themenbereiche, die das aktuelle Heft anspricht, sind Veränderung und Relevanz, Kompetenzen – derer man sich bewusst sein muss und die man erwerben, ausbauen und kombinieren kann – und der Blick hin zu Neuem, das immer wieder ganz anders sein kann, Offenheit fordert und Chancen ermöglicht. Neugierde auf das Neue, das ist auch unser Wunsch, der Sie begleiten soll bei der Lektüre der Artikel dieses Heftes.
Ganz in diesem Sinne mit den besten Wünschen für eine Begegnung in und mit Zukunft
Ihre csp-Redaktion
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Impressum (Seite 4)
Grußwort (Seite 7)
Jana Fingerhut, Larissa Klemme, Luisa Kunze, Eric Thode, Bertelsmann Stiftung
Wie der Strukturwandel die Nachfrage nach Beschäftigten und Kompetenzen am Arbeitsmarkt verändert (Seite 9)
Jonas Breetzke und Prof. Dr. Carla Bohndick, Hamburger Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen
Ist mein Studium relevant?
Wie Studierende den beruflichen und gesellschaftlichen Wert ihres Studiums wahrnehmen und wie Hochschulen ihn steigern können. (Seite 33)
Dr. Emilia Kmiotek-Meier, Lena Hoffmann, Dr. Carlo Klauth, Universität zu Köln
Welche Kompetenzen brauchen Akademiker*innen, um auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein?
Ergebnisse eines Forschungsprojektes und deren Umsetzung im Programm (Seite 47)
Carmen M. Thiel, Hochschule für Musik und Theater Leipzig
„Wir brauchen Visionen, neue Konzepte und Veränderungen, um die Zukunft der Musikhochschulen positiv gestalten zu können.“ (Heiner Gembris) (Seite 59)
Prof. Dr. Uwe P. Kanning, Hochschule Osnabrück
Wie finde ich einen Arbeitsplatz, der zu mir passt?
Professionelles Auftreten in unprofessionellen Auswahlverfahren (Seite 83)
Neue Zitationsweise ab dem Heft 22/2025 (Seite 95)
Autorenhinweise (Seite 96)
Kontaktadressen der Redaktion und des csnd e. V. (Seite 98)
Ausgabe als PDF
Veröffentlichung - Link
auch auf OPUS Siegen, dem Server der Universität Siegen für Open-Access-Publikationen veröffentlicht
Grußwort
Liebe Leser*innen,
wann ist ein Editorial ein gutes Editorial? Das ist eine Frage, die wir uns in der Redaktion gestellt haben. Warum wird es gelesen und was ist die Erwartung derjenigen, die es lesen – bis zu diesem Satz zum Beispiel – und die noch nicht abgebrochen haben und zu der Seite mit dem ersten oder zweiten Artikel gesprungen sind; was ja vielleicht sogar der beste Effekt sein könnte, den ein Editorial haben kann. Wir möchten Sie neugierig machen, anregen zum Lesen, natürlich, aber vor allem auch zu Fragen und Diskussionen bewegen. Jedem Artikel in diesem Heft ist ein intensiver Austausch und Auswahlprozess vorausgegangen. Unser Wunsch ist es, dass die Lektüre diesen Austausch fortsetzt: in Ihrem Arbeitsbereich, in Ihrer Hochschule, natürlich im Dachverband und vielleicht auch im Rahmen eines Beitrags für ein csp-Forum, einer Idee für eine Coffee Corner oder einem Themenvorschlag für die kommende csp-Ausgabe. Die Autor*innen freuen sich über Ihre Rückmeldungen, Ihre Anregungen, Erfahrungen und Impulse. Und wir als Redaktion natürlich auch.
In unserer Arbeit im Career Service sind wir an der Schnittstelle des Wandels, ganz konkret genau an der Stelle, an der Menschen in ihrem Lebensweg den nächsten, den neuen, den anderen, den verändernden Schritt tun und den Übergang von der Lebensphase Studium in die Lebensphase Beruf gestalten. Und weil das immer anders und immer individuell ist,
ist auch die Arbeit im Career Service immer neu und bringt immer wieder den neuen, den überraschten, aber auch den überraschenden Blick. Das gilt für diejenigen, für die die Tätigkeit beim Career Service neu ist, genauso wie für erfahrene Kolleg*innen, die sich schon seit vielen Jahren mit diesen vielfältigen Themen beschäftigen.
Impulse für unsere Arbeit holen wir uns auf Fortbildungen, auf Tagungen – zuletzt wieder auf der wunderbaren Jahrestagung in Münster – aber auch im kollegialen Austausch, dieser wichtigen Quelle für die Energie, das Wissen und die Ressourcen, die die tägliche Arbeit erst möglich machen. Es geht um die Zukunft, um zukünftige Entscheidungen und darum, zu antizipieren, was einen erwartet in der Zeit, die da kommt und für die man sich auf seinem Weg entscheiden muss. Die dafür hilfreichen Kompetenzen und Fähigkeiten bei sich zu entdecken, zu erwerben und nutz- und anwendbar zu machen ist nicht einfach. Diesen Prozess anzustoßen, zu ermöglichen und zu unterstützen, dafür Konzepte und Strategien zu entwickeln und umzusetzen ist eine immer wieder neu herausfordernde Aufgabe. Dies auf einer wissenschaftlich basierten Grundlage zu tun, ist einer der wichtigen Ansprüche der Career-Service-Arbeit an Hochschulen. Damit unterscheiden sich unsere Angebote von vielen anderen Angeboten ganz unterschiedlicher Interessengruppen, Institutionen und Akteur*innen, die um Studierende als Kund*innen oder zukünftige Arbeitskräfte werben.
Die Themenbereiche, die das aktuelle Heft anspricht, sind Veränderung und Relevanz, Kompetenzen – derer man sich bewusst sein muss und die man erwerben, ausbauen und kombinieren kann – und der Blick hin zu Neuem, das immer wieder ganz anders sein kann, Offenheit fordert und Chancen ermöglicht. Neugierde auf das Neue, das ist auch unser Wunsch, der Sie begleiten soll bei der Lektüre der Artikel dieses Heftes.
Ganz in diesem Sinne mit den besten Wünschen für eine Begegnung in und mit Zukunft
Ihre csp-Redaktion
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Impressum (Seite 4)
Grußwort (Seite 7)
Jana Fingerhut, Larissa Klemme, Luisa Kunze, Eric Thode, Bertelsmann Stiftung
Wie der Strukturwandel die Nachfrage nach Beschäftigten und Kompetenzen am Arbeitsmarkt verändert (Seite 9)
Jonas Breetzke und Prof. Dr. Carla Bohndick, Hamburger Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen
Ist mein Studium relevant?
Wie Studierende den beruflichen und gesellschaftlichen Wert ihres Studiums wahrnehmen und wie Hochschulen ihn steigern können. (Seite 33)
Dr. Emilia Kmiotek-Meier, Lena Hoffmann, Dr. Carlo Klauth, Universität zu Köln
Welche Kompetenzen brauchen Akademiker*innen, um auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein?
Ergebnisse eines Forschungsprojektes und deren Umsetzung im Programm (Seite 47)
Carmen M. Thiel, Hochschule für Musik und Theater Leipzig
„Wir brauchen Visionen, neue Konzepte und Veränderungen, um die Zukunft der Musikhochschulen positiv gestalten zu können.“ (Heiner Gembris) (Seite 59)
Prof. Dr. Uwe P. Kanning, Hochschule Osnabrück
Wie finde ich einen Arbeitsplatz, der zu mir passt?
Professionelles Auftreten in unprofessionellen Auswahlverfahren (Seite 83)
Neue Zitationsweise ab dem Heft 22/2025 (Seite 95)
Autorenhinweise (Seite 96)
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Grußwort
Liebe Leser*innen,
hatten Sie Ende Dezember auch das Bedürfnis, möglichst Vieles noch ordentlich zu Ende zu bringen, um dann frisch ins kommende Jahr zu starten? Zum Jahreswechsel, wie wir ihn just erlebten, meinen wir das Vergehen der Zeit stets in besonderer Deutlichkeit zu spüren; zelebrieren es sogar, indem wir es mit guten Hoffnungen und Vorsätzen beginnen und Vergangenes hinter uns zu lassen hoffen. Ganz so als wäre der Übergang vom 31.12. auf den 1.1. etwas Anderes als der, vom 1.1. auf den 2.1. Doch ist Zeit nicht vielmehr ein kontinuierlicher Prozess, ein Fließen von Ereignissen ohne Klimax? Warum also nehmen wir manche Daten wie den Jahreswechsel so anders wahr als andere? Und was ist, wenn steter Wandel, stete Veränderung das eigentliche Wesen von Zeit sind, eigentlich eine Zeitenwende?
Wie ist dieser Begriff, den der Bundeskanzler zu Beginn des vergangenen Jahres angesichts des Einmarschs Russlands in die Ukraine prägte, zu fassen? Handelt es sich dabei um eine Umkehr der Zeit, eine Unterbrechung? In der Geschichte tauchen immer wieder Theorien eines Wiederkehrens historischer Muster auf. Pandemien, Kriege, Umweltkatastrophen – alles schon mal da gewesen. Aber was ist dann eigentlich das Neue, die Wende? Fakt ist: Nach einem guten halben Jahrhundert, in dem wir zumindest in Westeuropa einigermaßen unbelastet unseren Alltag leben konnten, rücken die Krisen nun wieder näher an uns heran.
Die Wochenzeitung „Die Zeit“ spricht in ihrem Jahresrückblick 2022 von der Krise als „neuem ständigem Begleiter“ und meint, so müsse sich Epochenwandel anfühlen. Demnach scheint es also weniger um grundsätzlich neue Phänomene, als vielmehr um unsere persönliche Wahrnehmung und Betroffenheit zu gehen. Psychologisch gesehen schien der Begriff der Zeitenwende unsere Verunsicherung hinsichtlich dieser erneuten Krise tatsächlich gut in Worte zu fassen. Sollten wir uns also an dieses anhaltende Unsicherheitsgefühl gewöhnen? „Wir können Krise“ postuliert der Titel des erwähnten Textes recht zuversichtlich. Den Optimismus der Autorin scheinen derweil nicht alle zu teilen.
Laut Standard-Eurobarometer der Europäischen Kommission stieg der Anteil der Deutschen, die in den nächsten 12 Monaten eine Verschlechterung ihres Lebens im Allgemeinen erwarten von 9 % im Sommer 2020 auf 32 % im Sommer 2022. Und in einer im Mai/Juni 2022 unter anderem an der Uni Heidelberg durchgeführten internationalen Studie zur psychischen Gesundheit der Studierenden („Well-Being and Mental Health of Students during the Covid-19 Pandemic“) zeigte ein Großteil der dort Befragten zum Befragungszeitpunkt depressive Symptome.
Keine beglückenden Zeiten für junge Menschen, die trotz dieses Gemütszustands ihren Platz in der Gesellschaft finden sollen. Denn auch der Arbeitsmarkt, insbesondere der akademische, bleibt von all dem ja nicht unberührt. Ob nun eine angehende Geoökologin über die Verteilung knapper Wasserressourcen entscheiden, ein Lehrer immer diversere Integrationsklassen betreuen oder eine Kulturmanagerin als Folge einer Pandemie geplante Konzertreisen absagen muss – künftig ist kaum mehr ein Berufsfeld vorstellbar, bei dem Flexibilität und kreative Problemlösungskompetenz nicht gefragt sein werden. Wie also können wir unsere Studierenden darauf vorbereiten, sich all dem engagiert zu stellen?
Quiet Quitting, also der aktuelle Trend, auf der Arbeit nur so viel Leistung wie gerade nötig zu erbringen, erscheint da nicht als die proaktivste Einstellung. Andererseits könnte man diese Strategie auch als Zeichen besonderer Selbstfürsorge und damit Stärkung der persönlichen Resilienz deuten, die ja als essentielle Ressource im Umgang mit Unsicherheiten gilt. Abstand gewinnen, einen Schritt zurücktreten. Einen leidenschaftlicheren Ansatz bietet Berit Sandberg, die in ihrem Artikel dafür plädiert, mit Hilfe der Kunst – genauer der Technik des art-basedthinking – die vielbeschworenen Future Skills einzuüben und so zu neuen Sichtweisen zu gelangen. Weg von Ratio hin zu emotionalem Verstehen durch künstlerische Praktiken. Auch Silke Schwarz und Anna Becker zielen mit ihrem Text auf die Selbstbehauptung der Kunst gegenüber den Mechanismen des sie umgebenden Marktes und fordern, dass sich angehende Künstler*innen mit ebendiesen befassen, um sich künftig besser darin zu positionieren. Kunst als Medium der aktiven Krisenvorbeugung und -bewältigung. Geschehenes verarbeiten, überwinden und Neues schaffen.
Wie wir hierfür künftig die kreativsten und experimentierbereitesten Mitarbeiter*innen finden, ist indes Sache der Personalentscheider*innen. Ob diese gut beraten wären, KI für ihre Personalauswahl zu nutzen, verrät uns das spannende Interview mit Prof. Uwe Kanning am Ende dieser Ausgabe.
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und kreative Schaffenskraft für Ihre persönlichen Herausforderungen. Also spielen, werkeln, tanzen Sie los und überraschen Sie uns mit spannenden Ergebnissen für das kommende Heft!
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihre Redaktion
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Impressum (Seite 4)
Grußwort (Seite 7)
Dr. Silke Schwarz, Anna Becker
Das professionelle Mindset
Freiberufliche Musiker im Spannungsfeld zwischen künstlerischem Ideal und Marktanforderungen (Seite 9)
Prof. Dr. Berit Sandberg
Mit Kunst zu Future Skills: Wie kunstbasiertes Lehren und Lernen wirkt (Seite 17)
Prof. Dr. Uwe P. Kanning, Marcellus Menke
Bewerberinnen und Bewerbern ein gesundes Selbstbewusstsein mitgeben
Was der Einsatz von Methoden der maschinellen Wissensverarbeitung und Künstlicher Intelligenz für die Personalauswahl bedeutet (Seite 31)
Autorenhinweise (Seite 46)
Kontaktadressen der Redaktion und des csnd e. V. (Seite 48)
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Grußwort
Liebe Leser*innen,
können Sie sich daran erinnern, wann Sie zum letzten Mal einen längeren Text per Hand geschrieben haben? Abgesehen von ein paar To-dos oder dem wöchentlichen Einkaufszettel dürfte das Handschreiben bei den meisten von uns im Alltag keine allzu bedeutende Rolle mehr spielen. Aber vermissen Sie etwas? Haben Sie den Übergang von der Handschrift zur Omnipräsenz des Tippens bewusst reflektiert, gar nostalgisch betrauert?
Manche Transformationen geschehen heimlich, kommen quasi durch die Hintertür. Andere, wie die Anschnallpflicht oder das öffentliche Rauchverbot, werden hitzig diskutiert und sind doch kurz später unumstrittene Realität.
Auch die Frage nach der Digitalisierung unserer Lern- und Arbeitswelten bewegt(e) seit einiger Zeit die Gemüter der Gesellschaft. Zwischen Technikskepsis und Digitalisierungshype schienen die Gräben tief – eine anonyme, vollautomatisierte Arbeitswelt traf auf die schillernde Vision einer Zukunft voller Freizeit und innovativer Möglichkeiten. Und nun? Nach fast zwei Jahren zwischen Lockdown und Öffnung schauen wir aus unseren Homeoffices heraus auf diese Zeit und blicken dabei quasi „zurück in die Zukunft“. Vieles scheint vertraut und doch ist alles irgendwie anders. Die lang angestrebte, umstrittene und heiß diskutierte digitale Transformation hat sich normalisiert und ist nun, zumindest in Teilen, gewöhnlicher Alltag. Ganz selbstverständlich bieten wir nun tagtäglich und meist auch ausschließlich online Beratungen, Workshops und Schulungen an oder halten Meetings und Vorstellungsgespräche per Videokonferenz ab. Und siehe da: es läuft – ohne größere Probleme. War nun alle Skepsis umsonst? Etwaige Vorbehalte unbegründet? Klar, eine vollautomatisierte Arbeitswelt erfahren wir (zum Glück?) noch immer nicht, aber der Weg dorthin erscheint, nun da wir selbst die ersten Schritte genommen haben, auf einmal doch wesentlich realer als zuvor. Bemerken wir jetzt, da wir selbst mitten im Transformationsprozess stecken, was sich schon verändert hat? Haben wir in der digitalisierten Gegenwart die reflexive Zeit, uns überhaupt bewusst zu machen, falls uns etwas verloren geht? Und wenn ja, was könnten wir eigentlich dagegen tun? Wie darauf reagieren?
Am Beispiel der Handschrift konnte eine 2014 im amerikanischen Journal „Psychological Science“ erschienene Studie (the pen is mightier than the keyboard nachweisen, dass Studierende, die ihre Vorlesungsnotizen handschriftlich anfertigten, in Tests besser abschnitten, als solche, die mit dem Laptop mitschrieben und zwar sowohl hinsichtlich des Faktenwissens als auch bezüglich des konzeptionellen Verständnisses. Wie erlebt angesichts solch einer Erkenntnis eine Studiengeneration den Erfahrungsraum Studium, die in ihr nunmehr viertes Digitalsemester tritt, vielleicht am Ende den ganzen Bachelor inklusive Praktika und Auslandsaufenthalten, mehr oder weniger online verbracht haben wird? Mit welchen Vorstellungen gestaltet sie die Liebe Leser*innen, künftige Arbeitswelt? Wie bilden und festigen sich so Identitäten? Wie können wir als Berater*nnen mit unseren eigenen Studienerfahrungen und unserer Sozialisation an diese Wirklichkeit anknüpfen? Klar ist: die begonnen Prozesse lassen sich nicht mehr aufhalten. Wenn wir also erreichte Qualitätsstandards nicht dem Zufall überlassen möchten, scheint eine begleitende Reflexion und wo möglich auch bewusste Entscheidung für oder gegen vom Alltag längst geschaffene Tatsachen daher ratsam. Und wahrscheinlich sind auch bei Ihnen diese Diskussionen bereits in vollem Gange: Welche Angebote sollen dauerhaft digital bleiben, welche nicht, welche hybrid – und warum? Wie können wir Studierenden helfen, sich auf die neuen Lern- und Arbeitsrealitäten einzustellen? Wer oder was geht dabei vielleicht verloren und wie können wir das abfedern?
Für einige dieser Fragen haben wir im vorliegenden Heft bereits erste Erkenntnisse und Erfahrungen zusammengestellt. Auch methodischer Input zur Überprüfung der Wirksamkeit unserer Arbeit ist wieder dabei. Wir hoffen, Ihnen damit gutes Material für die inhaltliche Ausgestaltung Ihres eigenen Arbeitskontexts an die Hand zu geben. Entscheiden und gestalten wir weiter – denn wie es immer so schön heißt: die Zukunft wartet nicht.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihre Redaktion
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Impressum (Seite 4)
Grußwort (Seite 7)
Dr. Johannes Basch
Fast dasselbe oder doch nicht das Gleiche? Unterschiede zwischen klassischen Vorstellungsgesprächen und technologie-mediierten Interviews (Seite 9)
Moira De Angelis
Beratungen unter der Lupe: Vorstellung eines Evaluationsverfahrens und deren Ergebnisse (Seite 21)
Thi To-Uyen Nguyen, Dominique Last
Welchen Beitrag leisten Praxisphasen zum Studienerfolg? Eine Analyse der Wirkungszusammenhänge anhand des Evidencing-Ansatzes (Seite 37)
Ludmilla Aufurth
Praktika im Homeoffice und in Präsenz – wo gibt es Unterschiede und wo gleichen sie einander? Erste Ergebnisse aus der Praktikumsevaluation an der Freien Universität Berlin (Seite 55)
Carla Magnamino, Jessica Birowski, Moritz Rokahr, Nelli Wagner
„Man muss schon sehr selbstständig sein“ – Erfahrungen zu Remote Praktika aus Studierenden- und Unternehmenssicht (Seite 71)
Christiane Dorenburg
Licht und Schatten – Zur Lage der Career Services in Deutschland 2021: Erste Ergebnisse der dritten bundesweiten Befragung der Career Services an Hochschulen (Seite 89)
Autorenhinweise (Seite 98)
Kontaktadressen der Redaktion und des csnd e. V. (Seite 100)
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Grußwort
Liebe Leser*innen,
das Allgemeine aus dem Besonderen heraus verstehen und umgekehrt – in den Geisteswissenschaften gibt es (u. a.) hierfür das Bild des hermeneutischen Zirkels. Vereinfacht gesagt, steht es für den Prozess, sich dem vollen Sinngehalt eines Problems (oder Textes) in wiederkehrenden Denkkreisen anzunähern. Jede Erkenntnis erweitert demnach unser ursprüngliches Vorverständnis und öffnet so abermals den Raum für neue Einsichten – eine stetige Bereicherung unseres Denkens, wenn wir uns darauf einlassen.
Auch einschneidende historische Ereignisse können auf diese Art zu neuen Sichtweisen verhelfen, zwingen sie doch häufig zu einer Anpassung der Lebensrealitäten und ändern so den Blick auf bisher Gewohntes. Mit den Einschränkungen des letzten Jahres gewannen alte Fragen der Ausrichtung unseres gesellschaftlichen Lebens, z. B. den Umweltschutz oder das Gesundheitswesen aber auch die Ausgestaltung unserer Lern- und Arbeitswelten betreffend, erneute Brisanz.
Manches – bislang eher im Visionären – Diskutierte, etwa die flächendeckende Flexibilisierung von Arbeitszeiten und -räumen oder die massenhafte Etablierung digitaler Lernmöglichkeiten wurde quasi über Nacht zur unausweichlichen Realität. Nie in Frage gestellte Routinen wie das Händeschütteln verloren im gleichen Zuge ihre Selbstverständlichkeit. Von der Schülerin bis zum Banker fanden sich Menschen der unterschiedlichsten Branchen und Kontexte im Homeoffice wieder und erfuhren so, zumindest den Ort und die Methoden betreffend, eine nie dagewesene Angleichung ihrer Arbeitsumstände.
Welchen Stellenwert haben unter solchen Voraussetzungen Firmen- und Fachkulturen und worin äußern sie sich? Wodurch entstehen berufliche Identitäten und auf welche Art lassen sie sich auch jenseits realer Begegnungen bilden?
Spannende Fragen – auch jenseits der aktuellen Geschehnisse, die uns Anlass bieten, einige Kernaspekte unserer Arbeit noch einmal zu durchdenken.
Insofern hoffen wir, dass die hier zusammengestellten Texte auch Ihnen einen guten Anhaltspunkt für tiefere, über einzelne Formate und Projekte hinausgehende, Reflexionen bieten.
Schon der erste Artikel lädt uns zu einer Auseinandersetzung mit dem Theorie-Praxis-Verhältnis und der Ermöglichung von Transferprojekten ein. Christine Buchwald stellt darin, ausgehend vom klassischen Format des Praktikums ein Modell für die Förderung von Transferkompetenz vor, eine Kernkompetenz künftiger Arbeitnehmer*innen.
Schulze-Reichelt und Schubarth zeigen in ihrem Text dazu passend die Bedeutsamkeit einer Fachidentifikation für Studienmotivation und Studienerfolg auf und unterstreichen damit noch einmal die Rolle von Praxis- und Berufsfeldbezügen.
Dass sich eine so erarbeitete Fach- und Berufsidentifikation auch auf die Wahrscheinlichkeit, nach dem Abschluss eine Führungsposition zu übernehmen, auswirkt, lehrt uns das Projekt CHEFIN im vierten Artikel. Spaß am Beruf sei demnach karriereförderlich, wie es herausfand. Durch ein Online-Tool zur Karriereplanung soll es Frauen beim Übergang von einem MINT-Studium in den Beruf unterstützen und sie für die perspektivische Übernahme von Führungspositionen motivieren.
Einen Schritt früher setzen Gewinner und Esser an, wenn sie den Blick auf die Anfänge beruflicher Identitätsbildung richten. In ihrem Text beschäftigen sie sich mit den Entscheidungsfaktoren für eine bestimmte Ausbildungs- oder Studienrichtung. Sie verdeutlichen, auf welche Weise stereotype Berufsvorstellungen zu einer Geschlechtersegregation in der Berufswahl und folglich auch auf dem Arbeitsmarkt führen. Unsere alltägliche Beratungsarbeit – sie erhält so auch eine politische Dimension.
Wie sehr Ausbildungsentscheidungen von gesellschaftlichen Erwartungshaltungen geprägt sein können, verrät auch der Blick nach China, den uns das Interview am Ende dieses Heftes gewährt. Es zeigt die erzieherische Rolle, die hier Eltern, aber auch Hochschulen Studierenden gegenüber einnehmen, und lässt erkennen, dass dies nicht nur Nachteile mit sich bringen muss. So wiegt ein sicherer Rahmen für manche vielleicht auch gewisse identifikatorische Lücken auf.
Was verstehen wir also unter beruflichen Identitäten und für wie wichtig erachtet sie jede*r Einzelne von uns? Und als wie konsistent werden sie sich in der künftigen Arbeitswelt noch erweisen? Schnelle Entwicklungen fordern jedenfalls auch laufende Anpassungen. Die im fünften Artikel vorgestellten Erkenntnisse zu den Generationen Y und Z deuten dementsprechend eine Verschiebung weg von lebenslangen Unternehmensloyalitäten hin zu häufigen Stellenwechseln und individuellen Selbstverwirklichungsgedanken an. Dass damit auch ein Wunsch nach unkomplizierteren und schnelleren Bewerbungsverfahren einhergeht, zeigen die im Text präsentierten Studienergebnisse. Welche Auswirkungen diese stetigen Veränderungen auf die Gesellschaft haben werden – wir werden es beobachten.
In diesem Sinne bleiben wir aufgeschlossen für die Türen, die aktuelle Entwicklungen uns öffnen; aber auch sensibel genug, uns regelmäßig des Besonderen im bereits Bekannten zu besinnen.
Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen
Ihre csp-Redaktion
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Impressum………………………………………………………………………………………………………………………………..4
Grußwort…………………………………………………………………………………………………………………………………7
Christine Buchwald
Vorstellung eines Modells zur Förderung der Transferkompetenz durch ein studentisches Praktikum, inkl. Nutzungsmöglichkeiten für Career Services …………………………………………………………………..…9
Irina Gewinner & Mara Esser
Geschlechtsspezifische Studienfachwahl und kulturell bedingte(geschlechts)stereotypische Einstellungen ………………………………………………………………………………………………………………….25
Friederike Schulze-Reichelt, Wilfried Schubarth
Was nützt mir das Studium? Zur Bedeutung des Berufsfeldbezuges für den Studienerfolg. Befunde und Empfehlungen des StuFo-Projekts……………………………………………………………………….………45
Miriam Schmitt, Johanna M. Werz, Esther Borowski, Uwe Wilkesmann, Ingrid Isenhardt
Ein Online-Tool für die Karriereplanung von Frauen in MINT-Berufen: Herausforderungen und Chancen ……………………………………………………………………………………………………………………………….55
Sigrid Maxl-Studler, André Romano
Mobile Recruiting. Nutzung, Akzeptanz und Herausforderungen mobiler Bewerbungen aus Sicht der Generationen Y und Z …………………………………………………………………………………………….79
Jing Su, Vera Yu, Nelli Wagner
Ein chinesisches „Ja“ ist nicht gleich einem deutschen „Ja“. Herausforderungen in der Unterstützung von chinesischen Studierenden……………….………………………………………………………..……………………..…89
Autorenhinweise………………………………………………..………………………………………………………………..…..104
Kontaktadressen der Redaktion und des csnd e. V. ……………………………………………………………………106
Ausgabe als PDF
Veröffentlichung - Link
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Grußwort
Liebe Leser*innen,
historische Wegmarken begleiteten uns bei der Erstellung dieses Hefts. So jährte sich am 19. Januar zum 100. Mal die erste deutsche Wahl, an der auch Frauen teilnehmen durften und am 9.11. feierte Deutschland 30 Jahre Mauerfall und die damit verbundene deutsche Wiedervereinigung. Beide Ereignisse erinnern uns ausdrücklich daran, dass Fortschritt häufig nur erfolgt, wenn er aktiv eingefordert, gestaltet und zuweilen auch hart erkämpft wird.
In Bezug auf die Arbeitswelt kommt dabei auch den Career Services eine nicht zu unterschätzende Rolle zu – beraten und bespielen wir mit unseren Angeboten doch genau die Zielgruppe, die die künftigen Prozesse in der Arbeitswelt maßgeblich mitgestalten wird. Und da gibt es, auch mit Blick auf die oben genannten Ereignisse, weiterhin viel zu tun. Ob Gender Pay Gap, gläserne Decke oder der strukturell noch immer schlechter da-stehende Arbeitsmarkt in Ostdeutschland – diese Beispiele zeigen uns, dass selbst einmal initiierter Wandel mitunter noch lange braucht, bis er sich vollumfänglich in der Gesellschaft durchsetzt. Nicht nur mit Blick auf die aktuell angelaufene Umgestaltung der Arbeitswelt durch Digitalisierung und Automatisierung folglich ein guter Zeitpunkt, sich Gedanken darüber zu machen, wohin wir uns als Career Services künftig bewegen möchten.
Wie also blickt die, zumindest in Klimafragen gerade neu politisierte Jugend, auf ihre berufliche Zukunft und was er-wartet sie von den Hochschulen und damit letztlich auch von uns? Günther Vedder hat sich für seinen Beitrag die sogenannte Generation Z genauer angesehen und liefert uns damit einige Anhaltspunkte. Ob sie uns, wie so oft in der Debatte um die Arbeitswelt 4.0. dargestellt, eine nachhaltige Veränderung der Arbeitsverhältnisse bringen wird – wir dürfen gespannt sein. Auf jeden Fall formuliert der Artikel einen klaren Appell an die Hochschulen, kritisches Denken und den Einsatz kreativer Methoden zu fördern, um junge Menschen auf ihre künftige Rolle vorzubereiten.
Einen guten Testballon dafür stellt das Praktikum dar, das sich aufgrund seiner Position zwischen Arbeitswelt und Hochschulkontext in besonderer Weise dazu eignet, beide Welten einer kritischen Reflexion zu unterziehen und daraus gestalterische Ideen zu generieren.
Noch vor einigen Jahren in den Diskussionen um die „Generation Praktikum“ als ausbeuterische Billiglohnstelle diskreditiert, stellt es einen Dauerbrenner unserer Arbeit dar, der wie wir sehen werden, häufig allzu stiefmütterlich behandelt wird. Gut also, dass zwei Beiträge in diesem Heft uns Anlass geben, uns des Themas anzunehmen. So stellen uns Clara Maria Waldermann, Andrea Schröder und Christine Buchwald ein Verbundprojekt vor, indem sie ausgehend von Befragungen mit den drei an Praktika beteiligten Parteien, ein Modell zur besseren Nutzung der Potentiale studentischer Praktika entwickeln.
Auch Christiane Dorenburg und Ludmilla Aufurth erlauben uns am Beispiel der FU Berlin einen Einblick, wie die Qualitätssicherung von Praktika an Hochschulen strukturell sinnvoll gestaltet werden kann, um deren Transferrolle besser nutz-bar zu machen. Die Verantwortung dafür, dass es nicht beim „Testballon Praktikum“ bleibt, sondern dass das Studium als Ganzes den Studierenden ausreichend Kompetenzen vermittelt, um eine proaktive Rolle in Beruf und Gesellschaft ein-zunehmen, trägt die Hochschule im Ge-samten. Die formale Absicherung dieses Anspruchs erfolgt unter anderem durch die Akkreditierungsverfahren. Obgleich wir uns in den Career Services über Jahre eine Expertise und einen Erfahrungsschatz hinsichtlich der Themen Berufsbefähigung und Schlüsselkompetenzen erarbeitet haben, beteiligen sich bislang nur die wenigsten unserer Einrichtungen an diesen enorm wichtigen Verfahren, die es uns erlauben, unseren Themen mehr Verbindlichkeit zu verleihen. Anne-Dörte Balks und Lisa Strübel zeigen uns anhand der Leibniz Universität Hannover, wie eine Beteiligung von Career Services im Akkreditierungsverfahren praktisch aus-sehen kann. Für uns vielleicht ein Anlass, unseren Gestaltungsanspruch innerhalb der Hochschulen in Zukunft noch weiter durchzusetzen.
Fortschritt – laut digitalem Wörter-buch der deutschen Sprache (dwds.de) ist dies mitunter auch „eine Entwicklung vom Einfachen zum Komplizierten“. Neben dem Mut und dem Willen, tätig zu werden, braucht es deshalb dafür immer auch den Austausch mit anderen sowie die kritische Reflexion der eigenen Lage. Für dieses Heft haben wir uns daher noch einmal die Daten der 2017 durchgeführten Befragung unter den deutschen Career Services vorgenommen und einen Vergleich zu den Daten aus 2014 gezogen. Wir hoffen, dass Ihnen die so aufbereiteten Ergebnisse eine solide Basis für den Abgleich Ihrer Arbeit mit der anderer Einrichtungen ermöglichen und in Ihnen Ideen für künftige Planungen wachsen lassen.
Und weil wir trotz aller Studien und Daten die wahre Inspiration doch meist aus lebendigen Beispielen und Geschichten schöpfen, schließen wir das Heft mit drei weiblichen Berufsbiographien, die uns in persönlichen Interviews über ihre ganz eigenen Erfahrungen zu Berufseinstieg und Erwerbsleben berichten und uns einen Eindruck davon vermitteln, wie es nach 100 Jahren Wahlrecht um die Rolle von Frauen in der Gesellschaft bestellt ist.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und hoffen, Ihnen ein rundes Heft zu bieten, mit dem Sie voller Tatendrang ins neue Jahr starten können. In diesem Sinne: Schmieden Sie Pläne! Denn wie schon Erich Kästner so treffend wusste: „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es.“
Ihre csp-Redaktion
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Impressum………………………………………………………………………………………………………………………………..4
Grußwort……………………………………………………………………………………………………………………………….7
Dr. Günther Vedder
Generation Z – veränderte Anforderungen an Hochschulen und Arbeitgeber*innen ……………………9
Clara Maria Waldermann, Andrea Schröder, Christine Buchwald
Potentiale studentischer Praktika besser nutzen – eine Projektvorstellung …………………………………22
Ludmilla Aufurth, Christiane Dorenburg
Qualitätssicherung von Praktika am Beispiel des Projekts „Kompetenzentwicklung im Praktikum“ an der Freien Universität Berlin …..………25
Dr. Anne-Dörte Balks, Dr. Lisa Strübel
Qualitätssicherung und Beschäftigungsfähigkeit im Rahmen interner Akkreditierungsverfahren: Praxisbeispiel Leibniz Universität Hannover ……….54
Jessica Assel
Career-Service-Arbeit in Deutschland – Eindrücke auf Grundlage der csnd-Befragung 2017 …………………..73
Christiane Dorenburg.
Entwicklung der Career Services zwischen 2014 und 2017 ………………………………………………………………..……81
Marcellus Menke
„Einige Fragen stellen junge Frauen sich heute einfach nicht mehr“ ………………………………………………………89
Kontaktadressen der Redaktion und des csnd e. V. ………………………………………………………………………………111
Autorenhinweise…………………………………………………………………………………………………………………………………112
Ausgabe als PDF
Veröffentlichung - Link
auch auf OPUS Siegen, dem Server der Universität Siegen für Open-Access-Publikationen, veröffentlicht
Grußwort
Liebe Leser*innen,
2011 formulierte der Internetaktivist Eli Pariser im Economist den folgenden Satz: „Eine Welt, die aus dem Bekannten konstruiert ist, ist eine Welt, in der es nichts mehr zu lernen gibt“. Er bezog sich dabei auf die sozialen Medien und prägte den heute so omnipräsenten Begriff der Filterblasen. Gerade angesichts der aktuellen nationalen Abgrenzungstendenzen ist es wichtig, der Entstehung und Festigung solcher Filterblasen entgegenzuwirken; den Blick offen zu halten, neugierig zu sein, auf die Meinungen und Erfahrungen anderer und Widersprüche aushalten zu lernen. Für uns als Hochschulmitarbeitende stellt sich dabei die Frage, wie wir unsere Studierenden bei der Entwicklung dieser, auch für die zukünftige Arbeitswelt, wichtigen Kompetenzen unterstützen können.
Insofern bietet unser erster Artikel eine gute Gelegenheit, sich mit der Bedeutung von Vielfaltskonzepten und deren praktischer Implikationen auseinanderzusetzen. Frau Dr. Sievers widmet sich darin dem Begriff der Diversitätskompetenz und seiner Konsequenzen für die Arbeit der Career Services. Dabei bezieht sie sich nicht nur auf die inhaltliche Ausgestaltung unserer Angebote, sondern lädt auch dazu ein, die eigenen Einstellungen und Verhaltensweisen zu reflektieren. Passend dazu wirft unser Interview im zweiten Beitrag einen Blick auf das Berufs- und Karriereverständnis von Studierenden aus dem arabischen Raum und ermöglicht so, die eigene kulturelle Prägung im Hinblick auf diese Themen abzugleichen und gegebenenfalls zu hinterfragen. Darin berichten Stefanie Luniak und Diana Olivo Gonzalez über ihre jeweiligen Erfahrungen in der Beratung dieser Zielgruppe. Jetzt, da unter anderem vermehrt Geflüchtete aus Syrien den Weg an die deutschen Hochschulen finden, ein kurzweiliger und interessanter Denkanstoß für die eigene Beratungsarbeit.
Voraussetzungen für jeglichen kulturellen Austausch auf Augenhöhe sind Kommunikationsfähigkeit und die Bereitschaft, mit seinem Gegenüber in Aushandlungsprozesse zu treten. In diesem Kontext erscheinen auch klassische Career-Service-Angebote wie Verhandlungs- und Rhetorik-Seminare in neuem Licht und treten aus dem engen Bedeutungsrahmen, der ihnen z. B. im Hinblick auf Gehaltsverhandlungen oft beigemessen wird, heraus. Dr. Claudius Mandel beschreibt Verhandlungsprozesse in seinem Artikel als die gemeinsame Arbeit an Einigungsoptionen. So gesehen lässt sich die Fähigkeit der kompetenten Verhandlungsführung auch als eine Kernkompetenz mündiger Bürger*innen in einer Demokratie verstehen. Daher hoffen wir, dass auch Ihnen der Artikel künftig einen weiteren Blick auf solche Formate erlaubt. Mandel beleuchtet darin das Wesen gelungener Verhandlungsführung und bietet gleichzeitig ein exemplarisches Konzept für entsprechende Seminarangebote.
Neben der Vermittlung von Schlüsselkompetenzen gehört es vor allem zu unserem Kerngeschäft, Studierende bei ihrer Berufsorientierung zu unterstützen. Die eigenen Interessen und Ziele zu reflektieren und sich auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren, erfordern gerade gegen Ende des Studiums große Entscheidungskompetenz und Ambiguitätstoleranz. Speziell auf diese Phase zugeschnittene Angebote können hier Entlastung bieten. Dr. Roger Gförer liefert mit seiner Beschreibung eines eintägigen Workshops zur Berufsorientierung ein fundiertes Theoriekonzept für die Ausrichtung und Evaluation solcher Formate und beleuchtet, welchen Mehrwert dabei die Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Fachbereich bringen kann. Auch hier also eine Anregung, unterschiedliche Perspektiven zu kombinieren.
Perspektivenvielfalt ist es auch, die die Zusammenarbeit in unserem Redaktionsteam prägt. Für die Gestaltung dieser Zeitschrift müssen wir dabei in Zukunft leider auf eine zentrale Expertise verzichten. Andreas Eimer hat die Runde nach überlegter Entscheidung verlassen, um sein ehrenamtliches Engagement neuen spannenden Aufgaben zu widmen. Er begleitete die csp fast von Beginn an und trug nicht zu Letzt dazu bei, dass die Hefte die wissenschaftliche Qualität erhielten, in der sie uns heute als Anregungen für unsere Arbeit dienen. Mit seinem journalistischen Knowhow schrieb er im Laufe der Jahre auch selbst viele Beiträge und bot so bereichernde Einblicke in seinen eigenen Arbeitsbereich. Wir möchten uns an dieser Stelle für seine treue und lange Mitarbeit bedanken und wünschen ihm viele interessante Eindrücke bei seinen
neuen Unternehmungen!
Nun bleibt uns, Ihnen eine anregende und hoffentlich erkenntnisreiche Lektüre zu wünschen. Bleiben Sie neugierig und treten Sie jederzeit mit uns in Dialog, wenn Sie Anmerkungen oder Ideen für diese oder eine der kommenden Ausgaben haben.
Ihre csp-Redaktion
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Impressum……………………………………………………………………..4
Grußwort………………………………………………………………………. 7
Dr. Isabel Sievers
Anforderungen an Hochschulabsolvierende in Zeiten
zunehmender Diversität ………………………………………………… 9
Stefanie Luniak, Diana Olivo Gonzalez
Besonderheiten bei der Berufsberatung von Studierenden
aus dem arabischen Raum …………………………………………….. 22
Dr. Claudius Mandel
Verhandlungsmanagement als berufsrelevante Kompetenz ………… 36
Prof. Dr. Karin Manz, Dr. Roger Gfrörer
Vorbereitung zum Berufseinstieg von Studierenden der
Erziehungswissenschaft – Empfehlungen für die Hochschulpraxis …. 55
Kontaktadressen der Redaktion und des csnd e. V. ………………………70
Autorenhinweise…………………………………………………………….. 71
Ausgabe als PDF