Ein anderer Blick: Verstehen und Resilienz
Mittelalterlich könnte es hier aussehen, ist so eine der Assoziationen, die man haben könnte, wenn man auf das Kopfsteinpflaster des Schlossplatzes in Siegen schaut. Zu weit hergeholt? Nun, beim Stichwort Mittelalter gibt es Assoziationen, die noch viel weiter hergeholt scheinen, aber gleichwohl sehr nah sind: Künstliche Intelligenz zum Beispiel.
Künstliche Intelligenz und Mittelalter? Ja!
Ich denke an Thomas von Aquin und Wilhelm von Ockham. Universalienstreit. In der Scholastik das heiß diskutierte Thema: Kann man aus der Analyse der Begriffe eine Aussage über die Wirklichkeit machen? Kann man, sagen ganz unreflektiert die aktuellen Protagonisten der Künstlichen Intelligenz.
Seit den frühen 1950er Jahren hat man versucht, Denken in Computersystemen zu realisieren. Vergeblich. Syntax und Grammatik lassen sich noch abbilden, Vokabeln in Datenbanktabellen speichern. Aber Denken? Nein! Es klappte einfach nicht, egal, wie voluminös die Strukturen waren. Und dann kamen die Transformer. Nicht das Plastikspielzeug des amerikanisch-japanisches Medien-Franchise aus den 1980er Jahren, sondern die vortrainierten generativen Transformer. Modelle, die sprachliche Strukturen in Vektoren abbildeten, Einheiten kleiner als ein Wort. Das war neu und schnell sehr erfolgreich. Zunächst in der Forschung, besonders bei der Analyse großer Datenmanngen. Dann, eine geniale Idee, in die Öffentlichkeit gebracht mit einem noch genialeren Marketing: die Verknüpfung von Chat und Sprachmodell. Und plötzlich war Künstliche Intelligenz in der öffentlichen Diskussion eine Entität mit personalem Charakter. Wie man diese Entwicklung ganz anders und viel unaufgeregter einordnen kann, das hat mir Dorothe Wiegand im aktuellen csp-Interview erzählt. Meine Leseempfehlung heute ist deshalb die csp 22-2025 (https://dspace.ub.uni-siegen.de/handle/ubsi/6915)
Kritisches Fragen führt zu Wissen. Wissen verändert Einstellungen. Eine reflektierte Sicht auf Dinge führt zu einem überlegten, verantwortungsbewussten Handeln. Wer sich der Grundlagen seines Handelns bewusst ist, der ist auch unempfindlicher für Irritationen und Störungen. Ich freue mich auf die #jt2026 zum Thema Resilienz.
Habt ihr zu einem aktuell intensiv oder kontrovers diskutierenden Thema einen anderen, neuen, vielleicht aufgrund eures Bildungs- oder Erfahrungshintergrundes begründeten Blick? Dann freue ich mich, wenn ihr mir eure Gedanken, Ideen und Impulse schreibt: jt2026@csnd.de Vielleicht ja auch ein Baustein für das, was wir machen können, auf der Jahrestagung 2026 in Siegen.

Und das sind nicht die digitalen sondern die ganz klassisch auf Papier gedruckten und gebundenen csp. Die gibt es in der Geschäftsstelle. Eine Mail an geschaeftsstelle@csnd.de reicht. — Und ich muss noch daran denken, die Stempel wieder in die Schublade zu legen, ging es mir gerade durch den Kopf, als ich das Bild hochgeladen habe.